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Clark Darlton ist tot

verfasst von Detlef Kurtz
am 17. Januar 2005 um 14:39

Clark Darlton alias Walter Ernsting, der Co-Erfinder von "Perry Rhodan" und Schöpfer von Mausbiber Gucky, verstarb am Samstag, im Alter von 84 Jahren, in Salzburg. Ernsting schrieb innerhalb der PR-Serie 192 Hefte, bis er sich in den 80er Jahren langsam zurückzog. Den Kontakt zum PR-Team und zu den treuen Fans lies er jedoch bis zu seinem Tod nicht abklingen ...

Der offizielle Nachruf:


Es ist keine Untertreibung, wenn Walter Ernsting als der »Vater der deutschen Science Fiction« bezeichnet wird, als wichtigster Protagonist dieser Literaturgattung für den deutschsprachigen Raum überhaupt. Am Morgen des 15. Januar 2005 verstarb Walter Ernsting, den die meisten seiner Leser unter dem Pseudonym Clark Darlton schätzen und lieben lernten, in einem Krankenhaus in Salzburg.

Seine Kindheit und Jugend verbrachte Walter Ernsting, der am 13. Juni 1920 in Koblenz geboren wurde, in Koblenz, Lüdenscheid, Essen und Bonn. Reichsarbeitsdienst und der Dienst in der Wehrmacht schlossen sich an. Zuerst war er in Norwegen stationiert, dann in Russland. Der selbstbewusste junge Mann, der mit der Ideologie des Dritten Reiches nichts zu tun hatte, geriet mehrfach in Schwierigkeiten, kam vors Kriegsgericht oder wurde inhaftiert.

Beim Zusammenbruch der Ostfront geriet Walter Ernsting in sowjetische Gefangenschaft, die er zuletzt in Karaganda in Sibirien verbrachte - die wohl einschneidendste Erfahrung seines Lebens. Im Kriegsgefangenenlager, wo Ernsting schwer erkrankte, träumte er vom Flug zu den Sternen, erfand eigene Geschichten.

1950 kam Ernsting nach Hause, arbeitete nach einiger Zeit als Übersetzer, geriet dann in Berührung mit der Science-Fiction-Literatur. Für den Erich Pabel Verlag in Rastatt gab er kurz darauf als Redakteur die Reihe »UTOPIA-Großband« heraus, die damals beste Science-Fiction-Reihe in deutscher Sprache.

Als sich immer mehr Leser meldeten, richtete Ernsting eine erste Leserbriefseite ein - und 1955 entstand aus diesen Bemühungen der Science Fiction Club Deutschland e.V., die erste Organisation der Freunde dieser noch sehr neuen Literaturgattung. Walter Ernsting war zudem Redakteur der ersten deutschen Fan-Zeitschrift, die den Namen »Andromeda« erhielt.

Eigene Romane publizierte Ernsting ab 1955 unter seinem Pseudonym Clark Darlton. Unter diesem Namen wurde er ab 1961 zu einem der zwei Chefautoren von PERRY RHODAN, der bis heute erfolgreichsten Science-Fiction-Serie überhaupt. Seine Figur Gucky, ein gedankenlesender »Mausbiber«, entwickelte sich zu einem der beliebtesten Außerirdischen der SF-Literatur.

Clark Darltons Romane zeichneten sich stets durch eine überschäumende Phantasie, eine überzeugende Menschlichkeit und einen positiven Blick in die Zukunft aus. Er schilderte eine Menschheit ohne Grenzen von Nation und Religion, und er träumte von einem Miteinander von Menschen und Außerirdischen. Über die Jahrzehnte hinweg blieben ihm seine Leser treu - ihm und seinen Werken.

Das lag nicht nur an der Arbeit des Schriftstellers allein. Durch seine herzliche Art, durch sein offenes Zugehen auf andere Menschen und durch seinen Humor überzeugte Walter Ernsting alias Clark Darlton nicht nur die Science-Fiction-Freunde. Seine Auftritte in der Öffentlichkeit lösten stets Begeisterung aus.

In den 80er Jahren zog sich Ernsting langsam zurück; er siedelte nach Irland um. In den 90er Jahren beendete er seine aktive Laufbahn als Schriftsteller und zog aus gesundheitlichen Gründen zu seiner Familie nach Salzburg. Umjubelt wurde er ein letztes Mal auf dem PERRY RHODAN-Weltcon 1991 in Karlsruhe, aber bis kurz vor seinem Tod hielt er den Kontakt zu Lesern, schrieb Briefe und E-Mails, empfing Besuche von Lesern und Kollegen.

Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich im Lauf der Jahre, Spätfolgen unter anderem von Krieg und Gefangenschaft. Zuletzt verringerte sich der Radius seines Lebens auf eine Zwei-Zimmer-Wohnung am Stadtrand von Salzburg.

Seine positive Grundstimmung behielt Walter Ernsting bis zuletzt; er blieb stets »der Alte«. Wenn er sprach, funkelten seine Augen vor Humor und Unternehmungsgeist, allen Beschwerden zum Trotz. Und als diesen positiven Menschen werden wir ihn - bei aller Trauer und Betroffenheit - in Erinnerung behalten.

Die PERRY RHODAN-Redaktion
Quelle: Perry-Rhodan.net