Wolfgang Draeger
Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 16. April 2007
HörNews: Hallo wir sind hier bei HörNews.de und auf der anderen Leitung ist Wolfgang Draeger. Woher kennen wir ihn? Das ist Kommissar Glockner in den ersten TKKG-Folgen! Wenn jetzt jemand TKKG nicht kennt und stattdessen früher Die Funk-Füchse gehört hat, ist das auch kein Problem: Er war damals Old Man Jeitz, der Vater von Bömmel. Ansonsten hat er Ende der 80er Jahre Professor Mobilux an der Seite von Oliver Rohrbeck gesprochen, er war Asterix-Erzähler in den EUROPA-Produktionen und er sprach und spricht auch heute noch Kommissar Reynolds in der Serie Die drei ???. Wolfgang Draeger ist außerdem der Vater von Sascha und Kerstin Draeger, die uns auch nicht unbekannt sind. Guten Tag, Herr Draeger!
Draeger: Ja, guten Tag! Heute zum Beispiel habe ich gesungen für meine Figur in der Sesamstraße, da spreche ich ja schon seit 40 Jahren den Bibo. Ich weiß nicht, ob Sie sich auch für Filme interessieren, ich bin nämlich Stammsprecher von Woody Allen. Das mache ich auch schon seit 35 oder 40 Jahren. In den letzten Jahrzehnten habe ich hauptsächlich synchronisiert. Aber mittlerweile habe ich mich ein bisschen zurückgezogen, jetzt mache ich bloß noch Hörspiele. Aber wie gesagt, heute war gerade ein Lied dran von meinem Bibo aus der Sesamstraße.
HörNews: Da gab es aber doch eine lange Zeit Pause. Ich kann mich ganz dunkel erinnern, dass ich als Kind mal enttäuscht war, weil der Bibo auf einmal weg war.
Draeger: Ja, das lag daran, dass die Redaktion meinte, die Szenen auf der Straße wären zu amerikanisch für Deutschland. Bibo trat eigentlich nur auf der Straße auf und als die Straßen-Szenen dann wegfielen, traten Bibo und einige andere Figuren nicht mehr in Erscheinung. Mittlerweile haben sie Bibo aber wiederentdeckt und jetzt spielt er in einigen kleinen Sketchen mit. In dieser Staffel war es nur dieses Lied und vor einem halben Jahr war er etwas umfangreicher zu hören. Naja und wenn Woody Allen wieder zu sehen ist, dann synchronisiere ich eben den Woody Allen. Insgesamt hat das aber schon nachgelassen mit dem Synchronisieren, ich wohne ja auch nur noch das halbe Jahr in Deutschland und die andere Hälfte in Spanien. Das habe ich mir nach fast 60 Jahren Arbeit auch verdient, glaube ich.
HörNews: Ja, genau. Sie sind ja eigentlich Berliner und trotzdem haben Sie fast alles in Hamburg gemacht. Wie kam es dazu?
Draeger: Das kam durch die Sesamstraße. Ich habe in Berlin ja Theater gespielt und dann kam das Angebot der Sesamstraße nicht nur diese Figur zu sprechen, sondern auch die Texte zu machen und die Regie. Das war eigentlich ein sehr verlockendes Angebot. Mir gefiel es in Berlin auch beruflich nicht mehr ganz so, da herrschte eben nicht der hanseatische Ton aus Hamburg, sondern eher die Berliner Schnauze bzw. das Berliner Timbre. Ich war also ganz erleichtert, als ich dann nach Hamburg ging. Da habe ich sehr nette Kollegen vorgefunden, auch sehr gute Arbeitsbedingungen, wurde sehr nett aufgenommen. Und was war ja nicht das erste Mal. Ich war in Hamburg schon einmal aufgenommen worden, als ich in Berlin boykottiert wurde – das ist aber eine andere Geschichte – und da haben mir die Hamburger geholfen, da habe ich in Hamburg synchronisiert. Das habe ich ihnen auch nie vergessen und dadurch war ich in Hamburg dann ganz gut aufgehoben. Und dann kam auch die Sesamstraße, da konnte ich keine Theater-Angebote in Berlin mehr annehmen und dann haben wir uns in Hamburg so wohl gefühlt und ich habe auch so viel zu tun gehabt, dass ich an andere Dinge nicht mehr denken konnte. Dann kamen noch die Hörspielplatten dazu. Ich bin jetzt schon 27 Jahre in Hamburg.
HörNews: War die Schauspielerei ihr erster Berufswunsch?
Draeger: Ja, auf jeden Fall. Ich finde es auch sehr wichtig, dass man von der Schauspielerei herkommt. Am Anfang war das auch so üblich, da gab es ja nur Schauspieler, die als Nebenjob synchronisierten. Alle kamen vom Theater – ich auch. Die Überbrückung von einem Engagement zum anderen verbrachte man dann im Synchron-Studio. Das war damals noch lukrativer als heute und eigentlich ein sehr angenehmer Job. Das hat sich im Laufe der Zeit ein bisschen verschlechtert glaube ich, aber so ist das gekommen. Heute sprechen Leute beim Synchron, die mit dem Beruf zum Teil gar nicht viel zu tun haben. Es wird zum Teil noch sehr gut synchronisiert, aber das kann man nicht verallgemeinern.
HörNews: Das liegt ja auch ein bisschen am Zeitdruck. Es muss ja immer schneller gehen heutzutage.
Draeger: Ja, genau. Nur das Geld spielt eine Rolle, Zeitdruck und Geld. Man kann keine neuen Sprecher ausprobieren, weil es dann ja auffällt. Zeit bedeutet Geld und dann muss man immer die gleichen Sprecher nehmen und so hört sich das dann auch oft an. Aber ich habe damit mein Geld verdient und ich konnte mich dann rechtzeitig zur Ruhe setzen. Heute machen meine Kinder Sascha und Kerstin das weiter, die sind in meine Fußstapfen getreten. Kerstin hat eine richtige Schauspieler-Ausbildung und ich bedaure eigentlich, dass sie kein Fernsehen mehr macht und auch kein Theater mehr spielt. Aber das muss sie wissen, sie hat ja fünf Kinder unterdessen. Ihre Familie ist da natürlich ihr Hauptanliegen und fünf Kinder nehmen natürlich ordentlich Zeit in Anspruch.
HörNews: Und Sascha hat keine Schauspieler-Ausbildung gehabt?
Draeger: Der hat bei mir im Studio gelernt, learning by doing. Er war sehr begabt, hat das sehr gut gemacht, aber keine Schauspielschule besucht. Manchmal ist das auch gut, denn man kann da auch verdorben werden. Beide haben bei mir jedenfalls gelernt und eine harte Schule durchgemacht, ich war da nicht sehr zimperlich, muss ich im Nachhinein sagen. Ich war doch etwas streng mit ihnen, vielleicht zu streng. Aber das sieht man erst hinterher. Sie haben es jedenfalls gelernt und sind sehr beliebt.
HörNews: Sascha ist auch seit über 20 Jahren der Tim in TKKG.
Draeger: Er heiratet übrigens in den nächsten Tagen. Er heiratet am 27. oder 28. April. Die standesamtliche Trauung ist hier in Hamburg und im September ist eine kirchliche Trauung in Freiburg, weil seine zukünftige Frau aus Freiburg kommt. Tja, so geht das auch. Dann werden Kinder kommen und dann kommt der Nachwuchs und der alte Draeger wird ein Stern sein und von oben heruntergucken. Aber das Leben geht weiter und Sascha und Kerstin machen weiter und sie machen das sehr gut.
HörNews: Sie waren ja Bibo. Wie ist das eigentlich? Unterscheidet sich das von anderen Rollen? Das ist ja im wahrsten Sinne des Wortes ein komischer Vogel.
Draeger: Ja, da braucht man schon ein bisschen Komödiantentum. Ich habe das sehr gerne gemacht. Ich habe auch viele andere Rollen in der Sesamstraße gesprochen, die machen natürlich Spaß, wenn man einem Affen ein bisschen Zucker geben kann, ein bisschen lustig und humorvoll und ein bisschen chargieren kann. Das kann man bei normalen Rollen ja nicht so. Das macht Spaß, das ist relativ locker.
HörNews: In der Presse wurde mehrfach gesagt, dass Woody Allen sie gerne als Stimme mag, weil Sie seine Art erfasst haben. Ist das wahr? Kennen Sie ihn persönlich? Hatten Sie mal Kontakt?
Draeger: Kontakt hatten wir nie, wir haben nur einen losen Kontakt über unseren Supervisor, der unsere Mittelungen übermittelt, aber nicht direkt. Wir waren mal verabredet zu Filmfestspielen in Berlin. Der Verleih hat mal sowas arrangieren wollen. Aber Woody mag sowas nicht und ist nicht gekommen. Da war ich dann alleine. Das war ein Reinfall, er ist nicht gekommen. Aber das, was sie sagen, dass er weiß, wer hier synchronisiert und auch gesagt haben soll, dass ich besser draufliege, als seine Stimme, das hat man mir erzählt. Das ist natürlich eine schöne Legende, so soll’s sein, aber ich weiß es nicht. Das Original ist ja nicht zu übertreffen. Aber ich habe das Glück ganz gut drauf zu liegen. Ich würde auch solche Rollen spielen, das kommt mir entgegen. Er ist ja ein Verlierer-Typ und das bin ich eigentlich auch. Diese Rollen liegen mir. Stotternde, Verrückte, … Naja, es ist ein Glücksfall. Es ist vielleicht gar nicht mal so sehr Verdienst, sondern eher Glück.
HörNews: Wobei Sie in den Hörspielrollen ja unheimlich viel Kommissar waren…
Draeger: (lacht) Ich weiß auch nicht warum ich da als Kommissar abgestempelt bin. Ich soll übrigens im Herbst eine neue Serie machen als Kommissar. Als pensionierter Kommissar natürlich, der alles falsch macht und zuletzt läuft doch alles richtig. Das typische. Kann natürlich auch sehr reizvoll sein.
HörNews: Das ist ja fast wie Inspector Gadget, den Sie auch mal gespielt haben in einer Zeichentrickserie.
Draeger: Ach ja, den hatte ich schon fast vergessen. Das war allerdings sehr anstrengend. Ich habe nicht geahnt, dass das über hundert Folgen geht und hatte mir für die Serie eine Stimme zurechtgelegt, die sehr kehlkopflastig war. Mein Kehlkopf hat das leider aber nicht vertragen, sodass ich wochenlang nicht wegen einer Stimmbandentzündung sprechen konnte und sogar Aufnahmen als Woody Allen verschieben musste. Tja, das war Inspector Gadget. Aber den habe ich ja nicht nur gesprochen, sondern auch Regie geführt und die Texte gemacht, alles.
HörNews: Nicht schlecht. Kommissar Glockner wurde mal ausgetauscht. Man hat Edgar Bessen genommen, der hat ihn auch in der kurzlebigen TV-Serie gespielt. War das der Grund oder ist das nur Zufall?
Draeger: Ich habe keine Ahnung, warum ich da nicht mehr gesprochen habe. Vielleicht war ich gerade wieder auf Mallorca. Ich weiß nicht genau, was der Grund war. Ich habe das erst hinterher gemerkt.
HörNews: Das war 1986 als Kommissar Glockner ausgetauscht wurde. 1987 bekamen Sie jedoch eine Hauptrolle als Professor Mobilux in der gleichnamigen Hörspiel-Serie. Das war eine Serie mit Oliver Rohrbeck. Sie waren ein zeitreisender Professor, der Dinosaurierknochen suchen wollte. Das hat er allerdings nie getan, sondern Kriminalfälle gelöst. Das war eine Serie im playmobil-Universum. Damit die Serie dem Marketing gerecht wurde, hat man ihn immer Zeitreisen lassen, damit er immer in der gerade aktuellen Themenwelt von Playmobil Abenteuer erlebt hat.
Draeger: Sie sind ja sehr gut informiert!
HörNews: Das ist eine meiner Lieblingsserien, muss ich sagen. Es war zwar für Kinder angelegt, aber es ist eine sehr Krimi-lastige Serie – natürlich ohne Gewalt. Oliver Rohrbeck kennt man natürlich von den drei Fragezeichen. Er ist ja der Justus Jonas. Die Chemie war sehr, sehr schön. Nach 16 Folgen wurde die Serie aber eingestellt. Zu dem Zeitpunkt liefen die Hörspiele nicht mehr so gut, Ende der 80er. Es ist aber schon eine Leistung, dass sich das über drei Jahre hielt. Das ist jetzt übrigens genau 20 Jahre her.
Gibt es eigentlich eine Aufnahme, die besonders viel Spaß gemacht hat und in Erinnerung geblieben ist?
Draeger: Eigentlich muss man immer Spaß dabei haben, aber einen besonderen Spaß… Da muss ich an die Synchronisation von Manhattan denken. Woody Allen hat mir in Manhattan am besten gefallen und das hat mir auch am meisten Spaß gemacht bei der Synchronisation. Aber ich kann mich an keine besonderen Hörspiele erinnern. Die haben immer Spaß gemacht. Ich habe den Beruf ergriffen, weil es mein Hobby war. Ich war aber natürlich auf der Schauspielschule in Berlin. Das ging gar nicht anders damals. Damals gab es auch noch kein Fernsehen. Man musste sehen, dass man Theater spielt. Es gab ja nur den Rundfunk, eventuell Hörspiele oder sowas. Das habe ich dann auch jahrelang im RIAS gemacht und dann beim SFB. Da hatte ich auch eine Serie, eine Familien-Serie. Da war ich der Vater: Vater Wandermann. Die ging auch über Jahre. Im RIAS sprach ich dann aktuelle Sachen und auch viel Kabarett. Kabarett machte ich auch auf der Bühne. Ansonsten war ich noch bei den Stachelschweinen, die ja sehr bekannt sind in Berlin.
HörNews: Ist die moderne Art zu synchronisieren eigentlich unpersönlicher? Heutzutage wird ja eher einzeln aufgenommen, früher immer in der Gruppe.
Draeger: Das ist schon sehr, sehr lange her, dass man im Ensemble die Aufnahmen gemacht hat. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass es auch einzeln geht. Wenn man das aber zusammen hört, ist es erstaunlich, dass es dann doch zusammenpasst ohne Partner. Mir macht es natürlich viel mehr Spaß, wenn ich Partner habe und die Gegenrede, den Dialog höre, wie der Andere reagiert und ich nicht zwischendurch eine Pause habe und dann nicht weiß, wie mein Partner die Sätze gesprochen hat und mit welchem Ausdruck. Da kann man viel mitnehmen und das fehlt schon.
HörNews: Was ist denn anspruchsvoller? Synchron oder Hörspiel?
Draeger: Beim Hörspiel hat man mehr Freiheit. Das ist einfacher. Beim Synchron ist man immer an den Schauspieler gebunden. Was macht der Schauspieler? Man kann es nicht anders machen als der Schauspieler. Man kann nur so gut sein, wie der Schauspieler und wenn er schlecht ist, versuchen besser zu sein. Aber man muss immer im Charakter bleiben und man ist irgendwie ein Sklave des Schauspielers. Beim Hörspiel hat man mehr freie Hand und man kann seine eigenen Töne reinbringen. Es ist auch viel einfacher und eine Erholung im Vergleich zum Synchron. Man ist nicht unter Zeitdruck, man kann sich mal Zeit lassen. Man kann mehr ausprobieren. Beim Synchron muss es gleich sitzen. Zack, zack, zack!
HörNews: Vor kurzem haben sie bei Dreamland einen Mann gespielt, der unter dem Verdacht stand, ein Werwolf zu sein. Er wurde von seiner Frau eingesperrt, aber in Wirklichkeit war es die Frau. Daraus hat Thomas Birker eine indirekte Fortsetzung geschrieben. Was haben Sie da gedacht? Wie war das eine Rolle nach zwanzig Jahren nochmal zu spielen.
Draeger: Das war eine schöne Aufgabe, die ich gerne gemacht habe. In die Rolle und die Materie musste ich mich erstmal wieder einfinden. Es lief mit den Kollegen und dem ganzen Team da ganz gut, es war eine nette Atmosphäre.
HörNews: Gab es da einen Unterschied zu anderen Produktionen? Die Produzenten haben ja erst eine Handvoll Produktionen gemacht.
Draeger: Ich glaube, dass das kein großer Unterschied war.
HörNews: Gibt es Rollen, die Sie nie gesprochen haben und auch nie sprechen würden?
Draeger: Sowas ist mir noch nie angeboten worden. Man kriegt ja vom Typ her schon eher Angebote, wo die Leute meinen: „Das ist er, das liegt ihm!“. Ich habe den Film „Kung Fu“ abgelehnt, den ich synchronisieren sollte. Irgendetwas asiatisches, wovon ich keine Ahnung hatte. Die Handlung war so primitiv! Kung Fu will ich jetzt gar nicht schlecht machen, aber ich hatte überhaupt keine Ahnung, wie ich dazu einen Dialog schreiben sollte oder das sprechen sollte. Da habe ich dann gesagt: „Da kapituliere ich! Das kann ich nicht“. Aber das war wohl das Einzige, wo ich kapituliert habe. Das war halt beim Schreiben. Beim Sprechen ist mir sowas eigentlich nie passiert. Natürlich hat man manchmal Schwierigkeiten, wenn man eine Rolle bekommt, die einem nicht so hundertprozentig liegt, aber da hat man ja genug Routine im Laufe der Jahre, dass man das auch irgendwie hinkriegt.
HörNews: Welche Arbeiten stehen denn als Nächstes an?
Draeger: Heute war eben der Gesang mit Bibo. Aber sonst steht eigentlich gar nicht viel an. Ich fahre jetzt nach Mallorca, bleibe da ein halbes Jahr. Da kann ich nur ab und zu mal kleine Sprach-Aufnahmen machen über ISDN. Zum Beispiel Werbe-Aufnahmen für Österreich. Im Herbst soll ich auch einen Inspektor sprechen. Gerade habe ich auch einen Kurzfilm mit einem Jungfilmer gemacht, obwohl ich 15 Jahre lang nicht mehr vor der Kamera gestanden habe. Das war mal wieder interessant. Ich wollte sehen, ob ich mir noch Texte merken kann, aber das ging ganz gut.
HörNews: Was machen Sie privat denn am liebsten?
Draeger: Ich schaue gern Fußball. Ich habe übrigens von Woody Allen gehört, dass er gar nicht so ein Intellektueller ist, als der er gerne hingestellt wird. Der hört auch gerne um 18.00 Uhr mit drehen auf, wenn um 19.00 Uhr Baseball läuft und er dann die Beine hochlegt und ein Bier trinkt. Statt aus Ehrgeiz mit der Arbeit nicht aufzuhören, schaut er eben Football oder Baseball und das ist ihm dann wichtiger als seine Kunst. Ansonsten laufe ich gerne Ski, lese gerne und versuche spanisch zu lernen. Es bleibt leider meist nur bei dem Versuch, denn kaum bin ich nach einem halben Jahr wieder in Deutschland, vergesse ich wieder alles und fange wieder von vorne an… Das sind Dinge, zu denen ich bisher ein Leben lang aus Zeitmangel nicht gekommen bin. Mein Heimatverein ist Hertha BSC Berlin und an dem hänge ich immer noch. Ich bin seit 64 Jahren dort Mitglied. 1942 habe ich mein erstes Spiel bei den Schülern gemacht. Leider hat mir Hertha nicht sehr viel Freude in meinem Leben bereitet, ich wurde oft enttäuscht. Aber wenn ich mal eine Liebe habe, bin ich treu, da kommt der HSV nicht ran.
HörNews: Haben Sie ein Lieblingsgericht?
Draeger: Gericht? Oh ja! Das sind natürlich Spaghetti und Ossobuco. Ossobuco ist wunderbar. Das machen wir auch sehr schön und Ochsenschwanzragout! Das sind unsere Gerichte.
HörNews: Gibt es Dinge, die Sie hassen?
Draeger: Unfreundlichkeit und Unzuverlässigkeit. Das kommt aus meiner preußischen Erziehung. Wenn ich auch nicht so viele gute Eigenschaften habe: Zuverlässig bin ich und treu. Das sagt man mir auch nach. Meine Frau und ich sind 42 Jahre verheiratet und kennen uns 47 Jahre. Das bestätigt doch die Sache. 42 Jahre verheiratet: Das hat mir damals auch keiner zugetraut.
HörNews: Was mögen Sie?
Draeger: Disziplin im Beruf, Zuverlässigkeit, Höflichkeit, Freundlichkeit und einen guten Umgang miteinander. Das mag ich. Und da kämpfe ich selbst mit meiner Toleranz. Manchmal muss man schwer kämpfen, um auch tolerant zu sein, je älter man wird. Man soll ja auch kein alter Griesgram werden und alles mies machen. Ich versuche dagegen anzukämpfen und da hilft mir meine Frau auch. Zum Beispiel wenn ich manchmal ein bisschen verzagt bin und sage „Früher war alles besser“. Das ist ja gar nicht so. Es war ja früher nicht alles besser. Da muss ich dann schon nachdenken und sagen: „Es ist schon gut so, wie es ist und früher war nicht alles besser.“
HörNews: Dann ist es jetzt Zeit für ihr Schlusswort an die Hörer, die Ihnen jahrzehntelang zugehört haben!
Draeger: Ich bedanke mich bei allen Fans, die mich unterstützt haben, die mich immer noch mögen und auch die Platten gerne hören. Ich freue mich, dass sie Spaß haben an meiner Stimme und hoffe, dass Sie noch lange Spaß daran haben werden.
HörNews: Ich bedanke mich.
Draeger: Ja, ich bedanke mich bei Ihnen. War sehr nett!
Das Interview wurde im Februar 2022 von Felix Bartling transkribiert.