Crime Scenes: Das neue Hörspielmusik-Album von Jan-Friedrich Conrad

STIL (Simon Bertling & Christian Hagitte)

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 26. Juli 2006

STIL in Person von Christian Hagitte und Simon Bertling verzaubert und erstaunt Hörer durch verschiedene Hörspielproduktionen. Sie waren u. a. für die "Kurt Wallander-Hörspiele" des Hörverlags zuständig. Die bisher geheimnisvollste ist wohl "Edgar Allan Poe". Ab September wird es die ersten sechs Perry Rhodan-Hörspiele von STIL geben, grund genug ein Interview zu führen, das im Rahmen eines Perry-Rhodan-Specials durchgeführt wurde...

HörNews: Wer ist überhaupt STIL?

Bertling: STIL, das sind als Geschäftsführer Christian Hagitte und Simon Bertling, dazu kommen zwei Tonmeisterinnen, Anja Beusterien und Sonja Harth, die als freie Mitarbeiterinnen den Schnitt und die Geräuschaufnahmen betreuen. Außerdem im Team: Katalin Hartke als Produktionsassistentin und Cornelia Schilling als Buchhalterin.

HörNews: Wie lange gibt es STIL schon?

Bertling: Christian und ich arbeiten seit über 10 Jahren zusammen. Anfangs haben wir uns für Filmmusik- und für Popproduktionen zusammengeschlossen und viele Nächte gemeinsam in den Tonmeisterstudios der HdK verbracht. Inzwischen sind die Hörspiele unser Hauptarbeitsfeld. Aber es gibt auch immer mal wieder interessante Aufträge außerhalb des Hörspiels, die wir übernehmen. Ende letzten Jahres haben wir z. B. für die Frank-Elstner-Show "Die Familienmanagerin", die bisher als Pilot von Hörzu und Vorwerk produziert wurde, die gesamte Trailer- und Auftrittsmusik komponiert. Für "Edgar Allan Poe" Visionen haben wir 2005 unter anderem für Christopher Lee den Song "Eleonore" geschrieben und produziert.

HörNews: Waren die "Wallander-Hörspiele", die ersten Hörspiele von STIL?

Bertling: Nein, im Jahre 1999 haben wir "Der Glöckner von Notre Dame" (erschienen im Hörverlag )komplett produziert und 1998 für "Alice im Wunderland" (auch Hörverlag) die Musik beigesteuert.

HörNews: Warum ging es mit Kurt Wallander nicht mehr weiter?

Bertling: Nun, wir hatten den Plan erfüllt und sieben Wallanderhörspiele umgesetzt und uns danach auf unsere Serien "Opa Dracula" und "Edgar Allan Poe" konzentriert.

HörNews: Bei Edgar Allan Poe wurde Folge 13 - vorübergehend - ausgelassen, es gab mal ein Gerücht, dass daran gedacht wurde die Folge grundsätzlich auszulassen, wegen der Zahl. Stimmt das? Gab es diese Überlegung?

Bertling: Nein, die gab es nie.

HörNews: Ist der Hype um Folge 13 nicht etwas, was auch nach hinten losgeht?

Bertling: Ausschließen kann man das nie, ich hätte auch nicht gedacht, dass das so eine Verwirrung geben würde. Es ist ja einfach nur eine Folge, die entgegen der Chronologie später veröffentlicht wird, was doch grundsätzlich eine reizvolle Idee ist.

HörNews: Wie geht es weiter mit Poe?

Bertling: Poe bleibt in New York und es wird bis am Ende der Folge 25 ein großes Finale um Templeton alias Dr. Baker geben.

HörNews: Worin liegt der Reiz an Hörspielproduktionen?

Bertling: Hörspiel ist Wuchern mit Ton. Das läßt sich jetzt insbesondere bei Perry Rhodan wunderbar erleben. Angefangen bei den ausgezeichneten Sprechern, die es schaffen, uns eine Geschichte plastisch zu erzählen, gibt es bei den Hörspielen ein sehr ausgefeiltes Sounddesgin. Wir haben schon vor einem Jahr angefangen, Gleiter und andere Fluggeräte zu basteln und das kommt uns jetzt zu Gute.

Es gibt in den ersten Folgen z. B. auch ne Menge Tiere. Kantiran (Christian Stark) hat ja eine besondere Begabung, mit Tieren zu kommunizieren und wenn er Mal Detair (Jürgen Kluckert ) besucht, dann quietscht und jauchzt es aus allen Käfigen. Hier haben wir mit echten Tieren gearbeitet, aber uns eben auch selbst als Tierimitatoren versucht und das Ergebnis kann sich echt hören lassen! Hörspiel ist für Christian und mich aber ganz klar auch ein Feld, um uns filmmusikalisch auszutoben. Immer wieder schreiben wir Musik auf einzelne Szenen und tauschen die Musikthemen untereinander aus. Während Poe ja "nur" klassisch gehalten ist, gibt es bei Perry Rhodan auch elektronische Anklänge. Oft ist es hier so gewesen, dass wir die orchestralen Livestücke als Grundlage genommen haben und diese durch verschiedene Effekte und den Zusatz von synthetischen Klängen sehr stark verfremdet haben.

HörNews: Wer kam auf die Idee "Perry Rhodan" (erneut) als Hörspielserie umzusetzen?

Bertling: Perry Rhodan wurde uns von Marc Sieper von Lübbe Audio vor knapp zwei Jahren zum ersten Mal angetragen.

HörNews: Waren Sie sich bewußt das die 12teilige Europa-Serie nach wie vor als Kult-Serie und Meilenstein gilt?

Bertling: Ja, das war und ist uns natürlich bewusst.

HörNews: SF ist nach wie vor ein Stiefkind, dass im kommerz. Hörspiel nicht wirklich zündet, woran könnte das liegen?

Bertling: Das weiss ich nicht und wir tun alles dafür, dass sich das ab jetzt ändert. Denn SF ist eine wirklich dankbare Spielwiese, es knallen einem ständig unerhörte Sounds und Klänge um die Ohren und die Fantasie kann durch diese Klangwelten enorm angeregt werden.

Unabhängig davon geht es mir so, dass mich Geschichten fesseln und das genreunabhängig. Unsere Rhodanfolgen sind in den ersten Folgen sehr emotional und nah an dem jugendlichen Protagonisten Kantiran. Man kann mit ihm mitfiebern und miterleben, wie er sich verliebt und dann durch ein Komplott, das er nicht durchschaut, in ein enormes Gefühlschaos gerissen wird.

HörNews: Wieviel Zeit wurde für die Besetzung benötigt?

Bertling: Das zog sich über ein halbes Jahr hin. Es ist ja so, dass die einzelnen Stimmen nicht nur zur Figur, sondern auch zu den anderen Mitspielern passen und sich absetzen müssen. Volker Lechtenbrink und Joachim Höppner waren jedenfalls als erste gesetzt und alle anderen folgten nach.

HörNews: Gab es Wunschkandidaten die man bekommen wollte, aber nicht bekam?

Bertling: Wir hatten das Glück, zu 95 % unsere Wunschkandidaten auch besetzen zu können.

HörNews: Steht schon fest ob Norman Matt ,der auch bei Eins-A-Medien "Gucky" spricht, die Rolle erneut übernehmen wird?

Bertling: Nein, das steht noch nicht fest.

HörNews: 12 Folgen sollen dieses Jahr herauskommen. Ein Ehrgeiziges Ziel! Ist es nach wie vor machbar?

Bertling: STIL wird planmäßig in diesem Jahr im Dezember die zweite Staffel bei Lübbe Audio abliefern, wenn die Sprachaufnahmen termingerecht stattfinden können.

In der Vergangenheit hat ein Drehtermin etwa bei Ulrich Pleitgen oder Iris Berben das ganze Projekt häufiger mal nach hinten verschoben. Auch bei Rhodan ist Volker Lechtenbrink immer mal wieder geblockt und Joachim Höppner wird ja aus München nach Berlin eingeflogen, Christian Stark aus Hamburg, Volker Brandt z. Teil auch aus München, da kann es zu Verzögerungen kommen. Darüber hinaus gibt es feste Auslieferungstermine bei Lübbe, so dass die fertig produzierten Folgen noch ein paar Wochen bis zum nächsten Termin liegen bleiben.

Anmerkung der Redaktion: Die VÖ der 2. Perry-Rhodan Staffel wurde kurz nach dem Interview von Dezember 2006 auf Februar 2007 verschoben!

HörNews: Wie wird, Erfolg vorrausgesetzt, Perry Rhodan fortgesetzt?

Bertling: Darüber denken wir nach, wenn es soweit ist.

HörNews: Gibt es Wunschprojekte, die Sie unbedingt gerne mal machen würden?

Bertling: Ja, aber wenn ich die nenne, dann wird es auch nur ein Wunsch bleiben...

HörNews: Welche Dinge stehen als nächstes an?

Bertling: Poe, Schattenreich und selbstverständlich die nächsten Rhodanfolgen.

HörNews: Die letzten Worte an die Hörer! :-)

Bertling: Hört unsere Produktionen mit dem Kopfhörer, es lohnt sich!

Herzlichen Dank an Simon Bertling für das Beantworten der Fragen und an STIL für die gute Zusammenarbeit! Das Interview wurde im Februar 2022 von Felix Bartling auf die neue HörNews-Webseite übertragen.