Konrad Halver
Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 13. Februar 2001
HörNews: Ist es wahr, dass Sie dieses Jahr neue Hörspiele produzieren werden? Die Berichte auf Ihrer Seite hören sich eher nach „nein“ an...
Halver: Es wird in diesem Jahr neue Hörspiele von mir geben, das steht fest. Die Planungen dazu sind aber noch nicht abgeschlossen. Wenn ich „neu“ sage, meine ich jedoch nicht, „alten Wein in neue Schläuche zu gießen“. Ich persönlich halte nicht viel von bloßen Aufgüssen der alten Bestseller. Das mag für eingefleischte Fans hart klingen, die ihre zerkratzten Schallplatten gegen unbeschädigte CDs eintauschen wollen. Doch der Publikumsgeschmack hat sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt, und die technischen Möglichkeiten sind heute unvergleichlich besser. Wer das Hörspiel wieder nach vorne bringen will, muss sich auch um neue Zielgruppen kümmern. Dem gilt es mit zeitgemäß gestalteten Produktionen Rechnung zu tragen.
HörNews: Wenn Sie produzieren, für welches Label?
Halver: Ach, Sie fragen da was... Aber im Ernst: Dazu kann ich Ihnen noch nichts sagen. Wenn bei mir ein großes Label anklopfen sollte, können wir selbstverständlich darüber reden. Fragt sich nur, wie realistisch das ist. Wir planen daher einen eigenen Weg. Ich könnte mir vorstellen, kleine exklusive und limitierte Auflagen im Eigenverlag zu vertreiben. Das Internet bietet sich dazu als interessanter Absatzkanal an.
HörNews: Was ist aus der Zusammenarbeit mit maritim geworden?
Halver: Derzeit läuft keine Zusammenarbeit mit maritim. Leider ist es in letzter Zeit um das Label ruhiger geworden, wie man weiß. Das ist schade, denn das Hörspiel braucht innovative Leute.
HörNews: Surfen Sie selber auch Hörspiel-Fan-Seiten an?
Halver: Aber sicher. Allerdings lassen mir meine vielen Aufgaben momentan nicht besonders viel Zeit zum geruhsamen Herumsurfen. Ich freue mich aber, dass es so viele engagierte Betreiber von Internet-Seiten gibt, die das Hörspiel im großen Enthusiasmus promoten. Das ist gut für dieses einmalig schöne Medium.
HörNews: An was arbeiten Sie derzeit?
Halver: Noch in diesem Monat beginnen wir mit der Produktion des Hörspiels „Königshaut“ nach dem gleichnamigen Theaterstück des bayerischen Schriftstellers Wolfsmehl. Wie schon im letzten Hörspiel „Zeit der Unübertrefflichkeit“ werden an der neuen Produktion wieder namhafte Schauspieler mitwirken.
HörNews: Welchen Stoff halten Sie besonders geeignet für eine Hörspielserie?
Halver: Da gibt es viele. Und das ist geradezu ein Problem. Wir haben da zwar so unsere Vorstellungen, doch sagen Sie mir, was sich die Fans am meisten wünschen, und ich werde die Ideen gerne aufgreifen.
HörNews: Woran liegt es ihrer Meinung nach, dass Hörspiele wieder ein bisschen mehr Anerkennung gewinnen?
Halver: Ich glaube, dass viele Menschen die ständige Medienberieselung durch immer gleichförmigere TV- und Radioformate leid sind. Von einer „Renaissance des Hörspiels“ will ich hier gar nicht reden, aber es ist schön, dass ein Teil von ihnen das klassische Hörspiel wieder für sich entdeckt – und manche sogar zum ersten Mal.
HörNews: Würden Sie auch von Jungautoren Bücher als Hörspiel oder Buch vertonen?
Halver: Ja, warum nicht? Vorausgesetzt natürlich, dass es sich um interessante, professionell geschriebene Stoffe handelt. Wenn Sie also einen talentierten Nachwuchsautor kennen, richten Sie ruhig meine Adresse aus...