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Jürgen Kluckert

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 23. Oktober 2005

Jürgen Kluckert ist Schauspieler und vor allem als Synchron- und Hörspielstimme bekannt. Er leiht u.a. Chuck Norris und Benjamin Blümchen seine Stimme. In der Hörspielserie "Gabriel Burns" zeigt er, wie unheimlich seine Stimme klingen kann. In Rahmen eines 'Gabriel Burns-Special' stand uns Herr Kluckert zu einem Telefon-Interview zur Verfügung. Viel Spaß!

HörNews: Hallo! Wir sind hier bei HörNews.de und auf der anderen Leitung ist Jürgen Kluckert. Das ist die deutsche Stimme von Morgan Freeman und natürlich Chuck Norris. Im Hörspielbereich kennen wir ihn als Benjamin Blümchen und als Erzähler von Gabriel Burns. Guten Tag, Herr Kluckert! Fangen wir mal so an: Wer ist Jürgen Kluckert?

Kluckert: Jürgen Kluckert… Ganz einfache Sache! Ich bin gelernter Schauspieler. Nach langer Zeit auf der Bühne bin ich ins Synchron-Geschäft gekommen, da bin ich Sprecher und Dialog-Regisseur. Zum Beispiel für „Zauberhafte Hexen“ („Charmed“) und mache auch einiges im Hörspiel-Bereich.

HörNews: Welche Hobbies haben Sie privat?

Kluckert: Naja, so viele Hobbies habe ich nicht, das muss ich schon sagen. Ich bin nicht sehr sportlich, gehe aber sehr gerne schwimmen und seitdem ich das Internet für mich entdeckt habe, schaue ich da auch gerne mal rein.

HörNews: Wollten Sie schon immer Schauspieler werden?

Kluckert: Auf der Oberschule wollte ich noch Mathematik studieren, aber ich wäre kein Wissenschaftler geworden. Ich wäre Lehrer geworden und ich bin ganz froh, dass ich’s nicht geworden bin. Davon mal abgesehen wollte ich ziemlich zeitig Schauspieler werden.

HörNews: Was war ihre erste Rolle? War es gleich im Synchron oder Schauspielerei am Theater?

Kluckert: Ich habe schon während meiner Zeit an der Schauspielschule synchronisiert. Ich bin dann in die Provinz gegangen, ans Theater, und habe auch bald wieder synchronisiert neben dem Theater. Aber welche Synchronrolle ich als Erste hatte weiß ich gar nicht.

HörNews: In den Studios gibt es ja die sogenannten „Supervisor“. Ist es manchmal ein Problem, dass man als Stammsprecher für einen Schauspieler nicht wiederverpflichtet wird?

Kluckert: Ja! Das ist gelinde gesagt furchtbar. Die Supervisors, die dann plötzlich sagen: „Den habe ich satt, den habe ich übergehört“ sind wirklich schlimm. Die Schauspieler, die wir sprechen haben ja auch nicht plötzlich eine andere Stimme. Wenn ein Schauspieler synchronisiert, dann wird er wohl nachvollziehen können, was der Original-Schauspieler spielt.

HörNews: Ist es für Sie als Regisseur nicht auch manchmal grausam? Gab es da schon einmal den Fall, dass Sie jemand besetzen wollen und dann nicht durften?

Kluckert: Glücklicherweise hatte ich das als Regisseur nicht, denn ich mache keine sehr großen, wichtigen Filme. Ich mache seit vielen, vielen Jahren eine Serie nach der anderen. Bei Serien gibt es andere Bestimmungen und Möglichkeiten. Das passiert immer bei den großen Filmen, dass mitgeredet wird. Ich habe Redakteure. Manchmal sehr, sehr liebe und manchmal eben nicht so liebe. Aber mit denen kommt man aus.

HörNews: Da wird manchmal auch der Titel der Folge bestimmt.

Kluckert: Das ist richtig. Es sind immer drei Titelvorschläge und einer wird genommen, aber da sind wir nicht mehr zuständig.

HörNews: Gibt es einen bestimmten Bereich in ihrem Beruf, den Sie bevorzugen? Theater, Film, Lesung oder doch lieber Synchron oder Hörspiel?

Kluckert: Es gibt bei mir zum Glück keinen Bereich. Ich mache trotz allem immer noch mal Theater, jetzt ist es allerdings schon zwei Jahre her, dass ich mit Edith Hancke und Klaus Sonnenschein am Kudamm Theater gespielt habe. Ich mache das, was kommt. Ich mache gerne Hörspiele, ich mache sehr gern Synchron, ich liebe diesen Beruf. Leider habe ich bisher nur ein einziges Hörbuch gemacht, obwohl ich gerne mehr machen würde.

HörNews: Wie kommt man in der Synchron-Branche eigentlich an Aufträge? Gerade als Regisseur? Ich kann mir das nicht so richtig vorstellen, wie das entsteht.

Kluckert: Ich versuch’s mal in der Kurzfassung: Wenn man in dem Beruf in den Studios bekannt ist, dann kommt das - wie bei mir zum Beispiel - wie von selbst. Ich mache Regie seit 1982 oder 1983. Es kam einer auf mich zu und sagte „Du sprichst jetzt alles, was gut und teuer ist. Willst du auch mal Regie machen?“. So hat’s angefangen. Bei anderen klappt das auch so, bei einigen jedenfalls. Manchmal kann man sich auch bewerben und es gibt ja auch Leute, die keine Schauspieler sind und vielleicht Germanistik studiert haben oder Theaterwissenschaft, die irgendwie in das Synchrongeschäft kommen und dann auch Regie führen. Das muss nicht schlechter sein.

HörNews: Was halten Sie von den Jungschauspielern, bzw. der neuen Art, dass die den Beruf des Schauspielers gar nicht mehr erlernen und per Seifenoper in den Beruf reinrutschen? Ist das gut oder eher schlecht?

Kluckert: Die meisten sind gut, aber ich finde es eher schlecht. Ich glaube schon, dass auch der Nachwuchs diesen Beruf lernen muss. Wenn wir davon ausgehen, dass die Rollen von gelernten Schauspielern gespielt werden, dann sollten die Schauspieler, die diese synchronisieren, auch gelernte Schauspieler sein. Aber natürlich ist es so, dass die jungen Schauspieler gut von unseren Nachwuchs-Schauspielern bedient werden können – auch ohne Ausbildung -, denn die machen das ja von Kindheitsbeinen an.

HörNews: Beim Synchronisieren von Zeichentrickfilmen wird derzeit vermehrt auf berühmte deutsche Persönlichkeiten gesetzt. Ein Paradebeispiel ist Garfield. Garfield hat eigentlich bereits eine Stammstimme, für den Film wurde jedoch auf Thomas Gottschalk zurückgegriffen. Was halten Sie davon?

Kluckert: Ich halte davon nichts. Ich finde, dass die Synchronschauspieler, die wir haben dafür gut sind. Ich glaube nicht, dass jemand unbedingt ins Kino geht, nur weil dran steht, dass eine bekannte Persönlichkeit - zum Beispiel Til Schweiger - mitspricht. Es gibt wenige Ausnahmen: Wenn Otto Waalkes sowas spricht, dann ist das schon manchmal ein Highlight und dann gibt’s noch zwei oder drei andere, aber wir haben in den eigenen Reihen doch sehr talentierte Leute.

HörNews: Das finde ich auch. Manchmal bin ich deshalb erbost: Im Trailer wird’s noch richtig gemacht, weil es den Supervisor noch nicht gibt. Und dann geht man ins Kino und alle wurden umbesetzt…

Kluckert: Und dann das Geld, was da ausgegeben wird… Wenn ein Synchronsprecher vielleicht ein paar Euro mehr haben will, fliegt er raus.

HörNews: Das ist ja in Star Trek geschehen und betraf Detlef Bierstedt und Charles Rettinghaus.

Kluckert: Richtig. Man glaubt immer, weil in Amerika dran steht „Das spricht: Der und Der“, dass das Zugpferde sind und das die Leute deswegen ins Kino gehen. dann sicher sein Zugpferd und dann gehen die Leute ins Kino. Bei Dschungelbuch 2 habe ich den Balu gesprochen, vielleicht haben Sie davon gehört. Ich habe das Erbe von Edgar Ott übernommen. Dazu gehörte Benjamin Blümchen, aber auch einige andere Sachen. So kam es dazu, dass ich natürlich auch für Balu in Dschungelbuch 2 gecastet wurde. Aber was hat man mich dort hängen lassen und immer gesagt: „Nein, das wird doch nichts. Wir brauchen einen Berühmten…“. Irgendwann hat Amerika – nicht die deutschen Supervisor - dann entschieden: „Der macht’s und basta.“. Das sind eben auch alles so Dinge, die uns unzufrieden machen.

HörNews: Wie kam es eigentlich dazu, dass sie wirklich alle Rollen von Edgar Ott, die man kennt, übernommen haben? Das Kinder Überraschung, Benjamin Blümchen, der Dino-Papa, …

Kluckert: Die Sesamstraße habe ich nicht gekriegt, da bin ich nochmal gecastet worden. Das war eine ganz einfache Geschichte: Ich klang eh schon immer ein bisschen wie Edgar Ott und wenn Edgar eine Rolle nicht gekriegt hat, dann habe ich sie oft gekriegt. Und als er starb, das war 1994, da hat man natürlich einen neuen Benjamin Blümchen gesucht. Noch dazu gab es einen Film, den er zwar gesprochen hatte, aber bei dem noch ganz viele Lieder fehlten. Und da hat man sich an mich erinnert. Als alle hörten, dass ich ab jetzt Benjamin Blümchen sprechen werde, habe ich alles andere auch gesprochen. Edgar Ott hatte gerade die Dinos gemacht und in dieser Puppen-Trick Geschichte vielleicht drei oder vier Filme gesprochen und dieser Regisseur, Herr Keck, hat sich, glaube ich, sogar als Erster erinnert und hat mich sofort weitersprechen lassen.

HörNews: Aha! Ich hätte gedacht, es war zuerst Blümchen und dann kam alles Andere.

Kluckert: Nein, das war ziemlich zeitgleich. Die Dinos, bzw. den Sinclair, hatte ich schon gesprochen und bin dann gecastet worden und habe dann auch die Rolle gekriegt in Benjamin Blümchen.

HörNews: Und das Ü-Ei kam dann als Drittes wahrscheinlich?

Kluckert: Das hat sich auch so ergeben. Da haben die Ferrero-Leute angerufen und haben gefragt: „Wer spricht jetzt die Rollen von Edgar Ott?“ – „Kluckert!“. Schon war ich engagiert.

HörNews: Was macht einen guten Regisseur aus?

Kluckert: Das ist sehr unterschiedlich. Im Theater-Bereich muss ein Regisseur kreativ sein. Im Synchron hat man die Vorlage, die muss nachvollzogen werden und das muss ein Regisseur gut erkennen, was da gemacht und gesprochen werden muss, damit das richtig nachvollzogen wird. Wir sagen oft: „Wir sind die Synchron-Polizei“. Nicht etwa, was die Synchronität angeht, denn das macht ja die Cutterin. Aber wir achten darauf, dass die Stimme zum Gesicht passt, dass der Inhalt stimmt, usw. Aber den richtig kreativen Regisseur, gibt es eher am Theater oder beim Hörspiel oder bei irgendwelchen anderen Veranstaltungen. Aber nachvollziehen und das Bild zu bedienen ist nicht so kreativ. Da muss man ein gutes Gehör haben und genau wissen, welcher Kollege auf welchen Schauspieler passt. Man muss die Richtigen besetzen und das Ganze so leiten, dass ein Film draus wird.

HörNews: Wann wurden Sie für Gabriel Burns verpflichtet?

Kluckert: Auch ein Zufall. Sassenberg hat irgendeinen Zeichentrickfilm gemacht, glaube ich. Man hat ihm gesagt: „Diese Rolle könnte Kluckert sprechen.“ und plötzlich gab’s einen Anruf, ob ich den Erzähler machen will.

HörNews: Als Erzähler kann man natürlich nicht so schön spielen. Man kann aber Tiefe reinbringen und leitet die Hörer in dem Moment. Doch wie sehen Sie das? Ist die Rolle als Erzähler eher weniger angenehm oder ist die Arbeit ähnlich wie bei anderen Rollen?

Kluckert: Erzähler sind schöne Aufgaben. Wenn man Märchen macht oder andere Geschichten erzählt, ist das schon wunderschön. Das ist oftmals der Hauptpart und da hören die Leute hin. Und hier bei Gabriel Burns kann ich schon eine Menge machen. Natürlich kann sich Herr Sassenberg immer noch den Take aussuchen, der ihm am besten gefällt – wenn wir mehrere Takes gemacht haben. Letztendlich bin ich immer der, der zwar anbietet, aber nicht entscheidet. Aber das ist beim Film immer genau dasselbe. Am letzten Sonntag war ich in einem Tatort zu sehen: Sehr klein, sehr kurz. Was aber dann wirklich ausgewählt wird, von all dem, was wir gefilmt haben, das ist die Sache des Regisseurs dort.

HörNews: Haben Sie selber auch schon Burns gehört?

Kluckert: Ja, habe ich. Aber ich gebe zu: Nicht alle. Und damit sind wir ja noch ein bisschen auf Tournee gegangen, zu Radio Fritz und noch zu ein paar öffentlichen Veranstaltungen. Da habe ich das natürlich auch vorher angehört.

HörNews: Sind die Angebote seitdem gewachsen? Manchmal wächst ja die Nachfrage, nachdem man bestimmte Hörspielrollen bekommen hat, sodass manch ein Regisseur plötzlich sagt: „Mensch, den können wir ja auch mal nehmen.“

Kluckert: Naja, nicht wirklich. Ich habe zwei oder drei Rollen gekriegt, weil unbedingt jemand die Stimme von Gabriel Burns haben wollte, aber das ist so wenig gewesen…

HörNews: Abgesehen von Benjamin Blümchen, die Aufnahmen sind ja zweimal im Jahr, sprechen Sie bei Kiddinx noch den Papa bei Wendy. Wie läuft das eigentlich? Fahren Sie dann zu einer einzigen Aufnahme-Session für beide Rollen oder sind das getrennte Termine?

Kluckert: Das ist immer an anderen Tagen. Das ginge auch gar nicht, dass man das zusammen macht. Wenn ich Blümchen gemacht habe, dann habe ich auch genug. Das geht schon sehr auf die Stimme, natürlich. Wendy wird also an einem anderen Tag gemacht – von einem anderen Regisseur übrigens.

HörNews: Nochmal zurück zu Herrn Blümchen: Wie war das bei der Übernahme? Haben Sie sich da zuerst ein paar Folgen angehört? Das ist ja nun auch ein großes Erbe… Ich meine, es waren ja 70 oder 80 Folgen mit Herrn Ott.

Kluckert: Ich glaube, es waren 79 Folgen mit Edgar Ott und ich habe dann die 80. gemacht. Jetzt sind wir auch erst bei 102. Also habe ich ziemlich wenig Folgen gemacht. Allerdings habe ich wahnsinnig viele Platten gesungen: Ungefähr 13 oder 14 CDs mit Kinderliedern. Damals habe ich mir im Studio von Ulli Herzog, der ja leider verstorben ist, immer wieder Edgar Ott einspielen lassen, damit ich das einigermaßen rüberbringe und nah dran bin, sodass der Unterschied nicht so groß ist.

HörNews: Gab es irgendwelche Reaktionen von den kleinen Fans? Gibt es überhaupt Fanpost?

Kluckert: Die gibt es. Es gab zum Glück nur eine einzige Kritik: Das Benjamin Blümchen jetzt plötzlich heiserer klingen würde.

HörNews: Na das ist dann ja noch zu verkraften.

Kluckert: (lacht) Das ist ja zu verkraften, ja! Schlimmer wär’s gewesen, wenn alle gesagt hätten: „Ne, den wollen wir nicht!“.

HörNews: Das wäre sehr schade gewesen.

Kluckert: Ja, vor allem spiele ich den gern. Ich spiele den wirklich gern. Es gibt übrigens auch ein Musical, das macht eine Theatertruppe, die hatten jetzt im Tempodrom vor einiger Zeit Premiere. Da hört man mich sprechen und singen – natürlich vom Band. Die anderen sind aber live. Ich war da und fand das sehr schön und habe geguckt, wie viele Kinder mit wachen und begeisterten Augen das anschauen, das ist wunderbar.

HörNews: Da ist das Publikum sicherlich eine ganz feine Sache, weil man Feedback bekommt. Ist das im Synchronbereich ein Problem, dass man dort kein Feedback bekommt – abgesehen vom Internet?

Kluckert: Ja, das ist so. Das ist sogar viel schlimmer bei den Synchrongesellschaften: Wenn man was gut gemacht hat, wird nicht drüber gesprochen - nur, wenn’s schlecht war. (lacht)

HörNews: Das ist ja oft so im Leben. Ist es für Sie ein Unterschied, ob sie was für Kinder aufnehmen oder eher für Erwachsene? Gabriel Burns ist ja eher was für Jugendliche und Erwachsene, während Benjamin Blümchen eher für Vorschulkinder ist. Bereiten Sie sich darauf anders vor oder gehen da anders ran?

Kluckert: Eigentlich nicht, denn man macht das genauso richtig und gründlich, wie man alles macht. Irgendjemand hat mal gesagt: „Man muss für Kinder so spielen wie für Erwachsene - nur etwas besser!“. Das ist ein guter Satz, glaube ich. Ich habe jetzt vor Kurzem mal in der Klasse eines meiner Söhne, der in die sechste Klasse geht, Märchen vorgelesen und habe ihnen mal gezeigt, wie man die so lesen könnte. In dieser Altersklasse wird ja nicht so wahnsinnig viel gelesen und wenn doch, dann meist nichts Gutes. Aber ich habe das eben mal mit den Märchen gemacht und da haben sie mich dann angesprochen auf Benjamin Blümchen, Mr. Krabs, Balu, usw. und ich habe gesehen, wie begeisterungsfähig die sind. Ich glaube, man muss sich vielleicht noch mehr Mühe geben mit den Kindern, damit vielleicht was hängen bleibt und damit sie sich mit den Büchern und den Geschichten beschäftigen und nicht mit Videospielen, die Mord und Totschlag beinhalten.

HörNews: Von Benjamin Blümchen gibt’s ja auch Videospiele. Wie ist denn da die Arbeitsweise? Im Making-Of wirkt das so, als würde man nur die kleinen Mini-Sätze machen und das stelle ich mir schlimmer vor als das Synchrongeschäft.

Kluckert: Ist es ja auch. Sie haben völlig recht, es gibt nur diese Mini-Sätze und eine Geschichte kann man da nicht so wirklich erzählen. Aber weil ich die Figur „draufhabe“ und kenne, muss ich – auch wenn es nur ein Satz ist – nicht besonders überlegen und hoffe, dass Benjamin gut zu erkennen ist.

HörNews: Sie haben gerade auch gewaltverherrlichende Videospiele angesprochen. Gibt es denn irgendetwas, was Sie gar nicht machen würden als Sprecher?

Kluckert: Ich rühme mich nicht damit, aber ich habe leider auch mal für ein Kriegsspiel etwas eingesprochen. Ich habe mich darauf festgelegt, dass ich kriegsverherrlichende Projekte nicht unterstütze. Es wird einem dann aber natürlich immer erklärt, dass es nur um die Verteidigung gehe und nicht darum, einen Angriffskrieg zu führen.

HörNews: Wird man da manchmal auch reingelegt, wird das manchmal gar nicht gesagt, dass das ein Kriegsspiel ist?

Kluckert: Genau, da wird dann gesagt: „Das ist überhaupt kein Angriffskrieg. Da geht es nicht um Kriege. Die werden nicht verherrlicht, sondern eigentlich wird nur mitgeteilt, wie schlimm Kriege sind!“. Mit solchen Phrasen bin ich reingelegt worden.

HörNews: Das ist natürlich nicht so schön. Hören Sie selbst Ihrer Freizeit auch Hörspiele oder Hörbücher?

Kluckert: Wirklich viel höre ich nicht. Von meinem Kollegen Bierstedt habe ich schon einiges gehört. Und hier und da höre ich natürlich schon ein paar Titel, aber nicht so wahnsinnig viel. Wenn man 8 Stunden im Atelier war, dann kommt man nach Hause und schaut höchstens noch die Tagesschau und dann wird genau geprüft, ob der Nachrichtensprecher wirklich synchron ist… Bis einem auffällt, dass eine Live-Sendung natürlich immer synchron ist. (lacht)

HörNews: Lesen Sie denn dann viel als Ausgleich?

Kluckert: Ja, ich lese durchaus das ein oder andere Buch. Natürlich muss ich auch zur Vorbereitung auf die Rollen einiges lesen.

HörNews: Was gibt’s denn demnächst Neues von Jürgen Kluckert?

Kluckert: Neues gibt es eigentlich nicht so wirklich, ich habe zurzeit immer noch mit „Charmed – Zauberhafte Hexen“ zu tun. Wir machen demnächst das achte Jahr Charmed und das ist vorzubereiten. Ich hoffe, dass ich jetzt noch ganz viele Filme mit meiner Stimme synchronisiere. Und dann ab Dezember geht’s wieder mit der Regie los und mit anderen Sachen. Vielleicht meldet sich auch der Verlag wieder und ich mache wieder ein Hörbuch. Ach so und in dieser Woche muss ich noch ganz fleißig sein, denn nächstes Wochenende singe ich wieder neue Benjamin Blümchen Lieder und zwar diesmal mit dem Thema Fußball.

HörNews: Das ist bestimmt wieder ein Lizenzprodukt oder so für die Fußball-WM im nächsten Jahr.

Kluckert: Das ist ein Produkt für die Fußballweltmeisterschaft und für die Jungs und Mädchen, die darauf warten.

HörNews: Ja, dann sind wir ja schon fast am Ende. Sie haben jetzt das letzte Wort an die Hörer.

Kluckert: Ich wünsche mir, dass viele, viele Leute auch weiter Hörspiele und Hörbücher kaufen und hören und, dass sie uns wohlgesonnen sind, Es gibt ja immer wieder Leute, die sagen: „Wir brauchen gar keine Synchronisation der Filme mehr. Wir gucken lieber das Original!“. Ich glaube, wir haben einen wesentlichen Beitrag geleistet, dass Filme überhaupt angeschaut werden: Viele der amerikanischen Stars würden wir gar nicht am Gesicht erkennen, wenn die Filme immer untertitelt wären. Die Leute würden langsam lesen und kaum nach oben gucken können. Ich wünsche mir, dass viele uns Synchronsprecher mögen. Denn wir bleiben immer im Dunkeln, werden nie Stars und sind trotzdem fröhlich.

Wir bedanken uns bei Universal Family Entertainment für die unkomplizierte Zusammenarbeit und natürlich bei Herrn Kluckert, dass er sich für uns Zeit genommen hat!
Das Interview wurde im April 2022 von Felix Bartling transkribiert.