Crime Scenes: Das neue Hörspielmusik-Album von Jan-Friedrich Conrad

Jens Wawrczeck

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 11. Januar 2006

Jens Wawrczeck ist ein Hamburger Schauspieler, der im Hörspielbereich als "Peter Shaw" in der Serie "Die drei ???" bekannt ist. Tatsächlich sind die "???" nur ein kleiner Teil seiner Arbeit als Schauspieler. Er spielt im Theater und synchronisiert Filme und Serien. Wir wünschen viel Spaß mit dem Interview!

HörNews: Welche Hobbys hast du?

Wawrczeck: Ich liebe alte Filme, lese gern, gehe spazieren..alles ziemlich unspektakulär. Ein Hobby zu pflegen, im eigentlichen Sinn , ist mir fremd. Vielleicht liegt es daran, dass in meinem Leben die Grenze zwischen Privatvergnügen und Arbeit verschwimmt. Das ist alles miteinander verflochten. Was für ein Luxus!

Mein Beruf war (und ist) für mich (es klingt pathetisch) „Berufung“. Das heißt nicht, dass ich mir nicht ab und zu sage: Hättest Du doch einen „anständigen“ Beruf gelernt !

HörNews: Welches war deine erste Theaterrolle und wie hast du dich vor dem ersten Auftritt gefühlt?

Wawrczeck: Ich war 13 und spielte an den Hamburger Kammerspielen in einer Gesellschaftskomödie von Graham Greene „Der verbindliche Liebhaber“. Ich war der Sohn (nicht der Liebhaber), und war fasziniert vom Theater, von der Energie hinter den Kulissen, von dem Geruch, der Atmosphäre... hier wollte ich für immer bleiben. Ich verliebte mich auch sofort in alle meine „Partner“, ob Mann, ob Frau – egal.

In meiner Erinnerung scheint mir, als hätte ich alles wie im Traum erlebt, nicht ängstlich, eher staunend, ein bisschen wie Alice im Wunderland..trotz des Lampenfiebers (das ich natürlich hatte, besonders wenn Mitschüler in der Vorstellung saßen.)

HörNews: Ist Lampenfieber nach all den Jahren immer noch ein Thema?

Wawrczeck: Es wird immer schlimmer.

HörNews: Wann begann deine Kariere? Wolltest du schon immer Schauspieler werden?

Wawrczeck: Hab’ ich eine Karriere??
Schauspieler wollte ich schon immer werden, ich schrieb und inszenierte schon als kleiner Junge Theaterstücke,, und konnte, glaube ich, auch meine Freunde und Mitschüler mitreißen. Die Oper hätte mich auch gereizt, Gesang sowieso.

HörNews: Wie empfandest du die "MoC-Tour"? War es nicht irgendwie eigenartig, fast schon wie Rock-Star durch die Gegend zu touren?

Wawrczeck: Ja. Die enorme Wirkung, die die Drei ??? offensichtlich auf Tausende von Hörer haben, war mir nicht bewusst. Ich fühlte mich nicht immer wohl in meiner Haut,. Vielleicht, weil Peter Shaw und ich so wenig miteinander gemein haben, und ich gar nicht dieser unkomplizierte (wenn auch leicht hysterische) Kumpeltyp bin, den ich in der Serie darstelle. Da schlich sich manchmal das Gefühl ein, ich hätte den Applaus nicht wirklich „verdient“. Natürlich war die Tournee bzw. die überwältigende Reaktion des Publikums unglaublich bewegend. Ich sehe es als Privileg, das erlebt haben zu dürfen.

HörNews: Theater ist eine deiner vielen Leidenschaften, was spielst du zur Zeit und was steht 2006 an?

Wawrczeck: Zur Zeit stehe ich auf keiner Bühne, arbeite ein wenig in New York mit jungen Schauspielschülern, schreibe an einem Theaterstück und plane mit meinem Freund und Kollegen Olaf Kreutzenbeck eine Musicalproduktion. Im Januar werde ich mit Oliver Rohrbeck und Andreas Fröhlich eine kleine Lesetour machen, mit Texten aus dem 19. Jahrhundert, dann im März bin ich mit dem SWR Sinfonieorchester und „Pinocchio“ unterwegs..und dann gibt es noch eine Handvoll Projekten, über die ich noch nicht reden sollte.

HörNews: Du liest Hörbücher. Wie gefällt dir diese Arbeit und wie viel Vorbereitung ist für dich als Sprecher bei solchen "Mammut-Lesungen" nötig?

Wawrczeck: Man muß sich ungeheuer gut vorbereiten, das Pensum ist halsbrecherisch. Sven Stricker, mit dem ich die meisten meiner Hörbücher gemacht habe, ist ein guter und angenehmer Regisseur, das hillft.

Die Arbeit bei einem Hörspiel ist entspannter, abwechsungsreicher, allein durch den Kontakt und das Zusammenspiel mit den Kollegen. Eine Lesung bedeutet mehr Verantwortung, das kann reizvoll sein, aber auch schwer auf den Schultern lasten. Im Januar werde ich höchstwahrscheinlich einen amerikanischen Coming-Out-Klassiker lesen. Falls es klappt, wäre das eine Herausforderung, der ich mit Neugierde entgegen sehe und die etwas völlig Neues wäre.

HörNews: Gibt es aktuelle Hörprojekte (Hörspiel / Hörbuch)?

Wawrczeck: Mal abgesehen von dem berüchtigten Coming-Out-Projekt, bin ich hörspieltechnisch sehr viel beschäftigt, gerade in Freiburg beim SWR, danach in Köln beim WDR. Ich habe sellbst eine CD produziert, eine wirkliche Herzensangelegenheit. Ich lese Geschichten von Hans Christian Andersen. Mehr zu dieser CD und den „coming events“ kann man auf meiner Website erfahren: www.jenswawrczeck.de

HörNews: Interessiert dich auch die Fernsehschauspielerei oder hast du dich auf Theater festgelegt?

Wawrczeck: Es hat sich einfach noch nicht (bzw. fast noch nicht) ergeben, aber ich hätte auf jeden Fall Interesse.

HörNews: Du bist als Synchronsprecher und -regisseur tätig, welches war deine letzte Regiearbeit?

Wawrczeck: Ich habe gerade eine sehr skurile Zeichentrickserie „inszeniert“: Harry and a bucket full of Dinosaurs. Sehr komisch.

HörNews: Interessiert dich auch die Arbeit als Hörspiel-Regisseur?

Wawrczeck: Ja....

HörNews: Hast du schon mal in einer Produktion gesprochen, in der Oliver oder Andreas Regie führten?

Wawrczeck: Nein.

HörNews: Was denkst du über die derzeitige „Zwangspause“ der „drei ???“ ? Würdest du – falls ein anderes Label weitermacht, erneut die Rolle übernehmen?

Wawrczeck: Ich wüsste nicht, warum ein anderes Label die Serie übernehmen sollte! Und wenn, glaube ich nicht, dass ich die Rolle weiterhin sprechen würde.

HörNews: Die "letzten Worte" an die Fans?

Wawrczeck: Trust your heart!

Wir bedanken uns bei Nina Kühl PR für die gute Zusammenarbeit! Das Interview wurde im Februar 2022 von Felix Bartling auf die neue HörNews-Webseite übertragen.