Crime Scenes: Das neue Hörspielmusik-Album von Jan-Friedrich Conrad

Frank Schröder

Ein Interview von Detlef Kurtz
geführt am 04. November 2001

Eine neue Jan Tenner Serie, ein neuer Regisseur! Ein Grund nicht nur Dennis Schmidt-Foß, sondern auch Frank Schröder, der für die Regie der "neuen" Tenner verantwortlich ist, zu interviewen.

HörNews: Wir sind hier bei HörNews.de und an der anderen Strippe ist Frank Schröder, der Regisseur von Jan Tenner. Hallo, Frank!

Schröder: Hallo, Detlef!

HörNews: Seit wann bist du eigentlich schon Synchronsprecher?

Schröder: Ich bin jetzt 35 Jahre alt und seit 24 Jahren Synchronsprecher. Angefangen habe ich mit 11 Jahren und seitdem bin ich dabei.

HörNews: Hast du bei Jan Tenner dein Debüt als Hörspiel-Regisseur gegeben?

Schröder: Genau. Das war auch gleichzeitig eine große Herausforderung, weil ich eigentlich davor nur im Fernseh-Synchronbereich tätig war: Sowohl als Sprecher, als auch in der Regie. Mitte der 90er-Jahre habe ich mit der Regie im Synchronbereich für Filme angefangen. Das muss so 1994/95 gewesen sein. Jan Tenner war dann die nächste große Herausforderung.

HörNews: Wie unterscheiden sich Hörspiel und Synchron? Beim Synchron hat man ja immer das Bild, das vieles ausdrückt, beim Hörspiel nicht.

Schröder: Ganz genau das macht die Sache eigentlich auch aus. Beim Synchronisieren von Filmen gibt es immer eine Vorgabe, an die man 1:1 herankommen muss. Das ist natürlich bei Hörspielen nicht der Fall. Bei Hörspielen läuft beim Lesen der Buchvorlage der Film sozusagen im Kopf ab. Und diesen Film, wie die Szenen dann genau ablaufen sollen, muss man den Schauspielern hinter dem Mikrofon vermitteln. Die Sprecher nach seiner Vorstellung zu führen ist eine ganz andere Arbeit. Das war eine spannende Angelegenheit!

HörNews: Wie bist du an die neue Serie herangegangen? Gab es irgendwelche Vorgaben von Kiddinx?

Schröder: Kiddinx wollte einen kleinen Schnitt machen und von vorne anfangen. Teilweise ist das auch erfolgt, deshalb auch die Umbesetzung der Sprecher. Es war natürlich eine Gratwanderung. Jan Tenner musste natürlich Jan Tenner bleiben. Was die Rolle der Laura angeht, wollten wir uns beispielsweise nicht so konsequent nach den alten Hörspielen richten, sie sollte ein neuer Typ sein. In den Hörspielen von damals war sie eher naiv/hilflos angelegt, ihre Rolle bestand darin, nach ihrem Helden Jan Tenner zu rufen, wenn sie Hilfe brauchte. Das wollten wir jetzt etwas anders gestalten: Laura sollte stark genug sein, um sich in schwierigen Situationen selbst helfen zu können. In besonders schwierigen Fällen sollte sie auch weiterhin Jan Tenner um Hilfe rufen können, aber grundsätzlich wollten wir hier eine andere Laura zeichnen. Laura sollte intelligent, selbstbewusst sein und im Team eine entscheidende Rolle spielen. Die alten Jan Tenner-Fans haben natürlich ihre Charaktere sehr ins Herz geschlossen. Das da Unmut geäußert wurde, kann ich verstehen.

HörNews: Ihr habt euch dazu entschieden direkt Mehrteiler zu machen. Warum Mehrteiler, warum nicht einzelne Geschichten zum Start?

Schröder: Es sind eigentlich einzelne Geschichten, die auch in sich abgeschlossen sind. Selbstverständlich gibt es einen roten Faden, der sich von der ersten bis zur siebten Folge durchzieht. Ich glaube aber, man könnte beispielsweise theoretisch auch die erste, die dritte und die fünfte Folge nacheinander hören und die Handlung trotzdem verstehen. Da sehe ich eigentlich eher kein Problem. Man sollte da trotzdem hinterherkommen, weil die Handlungen abgeschlossen sind. Wir haben aber natürlich ein Interesse daran, Anreize zu schaffen, sich alle sieben Folgen zu kaufen.

HörNews: Wie lange hat es gedauert eine Folge aufzunehmen?

Schröder: Wir haben insgesamt für alle sieben Folgen und ein Videospiel in etwa 2,5 Wochen im Atelier verbracht. Man kann pro Folge etwa 2 Tage rechnen. Um nochmal kurz auf das Videospiel einzugehen: Das Videospiel lieferte einen weiteren Grund für eine Neubesetzung der Sprecher. Ein Lutz Riedel kann heute einen 20-jährigen Jan Tenner nicht mehr authentisch sprechen. In einem Hörspiel mag das noch nicht sofort auffallen, aber in einem Videospiel sieht man den Charakter ja permanent und da funktionieren Stimme und Zeichnungen nicht mehr zusammen. Das war sicherlich nicht der Hauptgrund für die Umbesetzung, aber es spielte sicherlich mit in die Entscheidung hinein. Ich habe übrigens immer auf der Jan Tenner-Seite und auch bei HörNews.de mitgelesen, als die E-Mail-Ankündigung kam, dass es eine Umbesetzung geben würde. Mir war natürlich klar, dass das Unmut hervorrufen würde. Kiddinx und ich nehmen die Kritik sehr wohlwollend auf. Sollte es mit der Serie weitergehen, wird diese Kritik in meine Arbeit auf jeden Fall einfließen. Das war ja auch meine erste Hörspiel-Regie, da gehe ich natürlich auch davon aus, dass noch Verbesserungsbedarf da ist. Ich habe aber natürlich auch destruktive Kritik gelesen, die mir nicht so sehr gefallen hat: Da wurde die neue Serie direkt abgeschmettert. Was mir richtig gut gefallen hat, war, dass darauf einige Fans eingegangen sind und dazu geraten haben, doch erstmal die Veröffentlichung abzuwarten. Konstruktive Kritik werte ich aber gerne aus und lasse sie in meine Arbeit einfließen.

HörNews: Ist die Serie denn überhaupt erfolgreich?

Schröder: Es scheint zu laufen. Jan Tenner ist ja jetzt schon eine Weile auf dem Markt und Kiddinx hat mir die Information gegeben, dass Nachbestellungen vorliegen. Das finde ich natürlich sehr schön und ich denke Kiddinx wird davon abhängig machen, wie gut die Serie läuft, ob neue Folgen nachproduziert werden.

HörNews: Wieso ist denn niemandem bei der Produktion aufgefallen, dass sich die Figuren unterschiedlich anreden? Die Laura sagt ja manchmal „Jan“ und dann auch „Tenner“. Früher haben sich die Figuren ja nie beim Nachnamen genannt?

Schröder: Das war in einigen Fällen ein Regiefehler, das hätte mir auffallen müssen. Da senke ich mein Haupt und das ist auch eine der Kritiken, die ich zur Kenntnis nehme und wo ich eingestehen muss, dass das mein Fehler war. Das soll beim nächsten Mal nicht passieren.

HörNews: Aus welchem Grund wurde denn der Hans-Werner Bussinger ausgewechselt? Der spielte in Folge 1 den Horung und in den anderen Folgen war’s jemand anderes.

Schröder: Ja, richtig. Das war Horst Lampe in den anderen Folgen und das kam so: Wir hatten Horst Lampe als Horung gecastet, der hatte auch in allen sieben Folgen gesprochen. Aus technischen Gründen mussten wir aber für die erste Folge Retakes machen. Wir hätten Horst Lampe für die erste Folge noch einmal ins Atelier bitten müssen. Leider musste Herr Lampe dann aber für einen unbestimmten Zeitraum ins Krankenhaus, das war also eine ernste Angelegenheit. Wir waren jetzt in der Zwickmühle: Wir konnten einerseits Herrn Lampe nicht mehr bekommen, andererseits mussten wir aber die Retakes machen für die erste Folge. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, jemanden zu casten, der stimmlich nah an ihn herankommt, sodass das beim Hören nicht so stark auffällt, wenn man die Folgen 1-7 hört. Wir haben wirklich versucht, so nah wie möglich an Lampe ranzukommen und das ist uns mit Bussinger, so glaube ich, halbwegs geglückt und wir haben das auch in den Credits transparent gemacht.

HörNews: Kann man damit rechnen, dass die nächsten Folgen länger werden? Die waren ja ziemlich kurz.

Schröder: Eigentlich war nicht beabsichtigt, dass die Folgen so kurz werden. Die nächsten Folgen werden, wenn sie denn kommen, auf jeden Fall länger werden. Mir sind einige Sachen aufgefallen, die man beim nächsten Mal anders machen könnte, die unter anderem auch mit der Länge zu tun haben.

HörNews: Was ist dir denn aufgefallen? Was willst du ändern?

Schröder: Ich möchte jetzt nicht zu viel verraten. Von den Atmos her oder von der sprachlichen Gestaltung ausgehend könnte man sicher einiges ändern. Wir hatten jetzt das Konzept „Sprache Schlag auf Schlag“, „Frage – Antwort“, usw., was im Hörspielbereich nicht unbedingt üblich ist. Man kann einiges noch anders gestalten, um eine entsprechende Länge zu erhalten. Mehr möchte ich aber auch nicht verraten an dieser Stelle.

HörNews: Der Erzähler ist zum Ende des Produktionszeitraums noch ausgetauscht worden. Wie kam es dazu?

Schröder: Wir hatten erst einen sehr lebendigen Erzähler, der das Geschehen bildlich ausmalt und ausschmückt und haben dann im Verlauf der Produktion festgestellt, dass wir uns doch lieber so nah wie möglich am Erzählstil von Ulli Herzog orientieren möchten. Ich glaube, dass Reinhard Kuhnert das sehr gut gemacht hat und ein würdiger Nachfolger ist. Wir haben ihn im Stil eines Ulli Herzog aufgenommen - mit der nötigen Distance.

HörNews: Der Schall bei der Episode fehlt noch.

Schröder: Auch das ist ein berechtigter Kritikpunkt, den wir beim nächsten Mal berücksichtigen werden. Der Hinweis auf die nächste Folge ist bei den alten Hörspielen ganz gut gelungen.

HörNews: Die Drehbücher für die nächste Folge hast du aber noch nicht, oder?

Schröder: Nein, mir liegen noch keine Bücher vor.

HörNews: Ist Folge 8 denn schon fertig? Der Titel steht ja schon.

Schröder: Das muss nicht heißen, dass das Buch schon fertig ist. Man kann ja um den Titel herum eine schöne Geschichte bauen.

HörNews: Du bist auch Synchronsprecher. In welchen Rollen hat man dich denn schon erlebt?

Schröder: Da wäre beispielsweise Chris O’Donnell aus „Der Duft der Frauen“ mit Al Pacino, aus „Mad Love“ oder „Batman und Robin“ als Robin. Aktuell bin ich auch in Akte X zu hören, dort synchronisere ich Dean Haglund. Außerdem habe ich Darius McCrary, der Eddie in „Alle unter einem Dach“ spielt, synchronisiert.

HörNews: Hast du noch ein Wort an die Hörer?

Schröder: Kauft Jan Tenner! Im Großen und Ganzen ist uns das ganz gut gelungen. Es gibt natürlich Verbesserungsbedarf, darüber haben wir ja eben gesprochen. Versucht bitte, auch wenn ihr eingefleischte Fans seid und ein Auge weint, da objektiv ranzugehen. Vielleicht findet ihr den neuen Tenner ja doch ganz gut und könnt den akzeptieren.

Herzlichen Dank an Frank Schörder für seine wunderbare Zusammenarbeit! Das Interview wurde im September 2022 von Felix Bartling auf die neue HörNews-Webseite übertragen.