Klappentext
Biloxi, Mississippi: Die Einwanderersöhne Keith und Hugh wachsen in den Sechzigerjahren gemeinsam auf, verbunden durch eine scheinbar unzerbrechliche Freundschaft. Bis sie sich auf den verschiedenen Seiten des Gesetzes wiederfinden: Keith hat Jura studiert und ist Staatsanwalt geworden. Hugh dagegen arbeitet für seinen Vater, den Boss der Dixie-Mafia. Eine tödliche Feindschaft entsteht, die vor Gericht ein dramatisches Finale findet.deutsches Hörbuch © 2023, Random House Audio
Rezension
In „Feinde“ geht John Grisham nicht wie gewohnt vor. Eine Stadt und dessen Bewohner werden uns vorgestellt. Es bleibt lange Zeit unklar, in welche Richtung der Roman geht. Die Bezeichnung „Thriller“ will nicht so recht passen. Das Pressezitat „Ein Gerichtsthriller mit großartigem Showdown“ kann keinesfalls unterstrichen werden. Die Prozesse stehen lange Zeit nicht im Mittelpunkt. Über drei Stunden benötigt die Geschichte, um die Vergangenheit der Stadt und die Leute vorzustellen. Erstmals wirkt die Handlung so, als wüsste John Grisham selbst nicht, in welche Richtung es gehen soll. Langeweile entsteht nicht, aber echte Spannung eben auch nicht.
Die Übersetzung ist manchmal etwas unbedacht. Englische Begriffe werden einfach so gelassen. Statt "Gerichtsmediziner" bleibt es beim "County Coroner". Nicht jeder kennt englische Fachbegriffe, auch wenn wir mit Anglizismen heutzutage überall belästigt werden. Schön ist, das auf "Politiksprech" verzichtet wurde. Während in einem anderen Grisham-Roman von "Spieler und Spielerinnen" zu lesen/hören war, obwohl "Der Spieler" in der deutschen Rechtschreibung die geschlechtsneutrale Mehrzahl ist, wird in dieser Übersetzung darauf verzichtet. Das ist sehr positive, denn besonders beim Hören bringt ein diese Art von unnatürlicher Sprechweise, schnell aus einer spannenden Situation.
Als Leser hören wir wieder Charles Brauer. Seit es das erste deutsche Hörbuch von Grisham gab, ist er die „Stimme Grishams“. Jeder Roman, der für erwachsene bestimmt ist, wurde von ihm eingelesen. Das erste in den späten 90er Jahren und somit ist seit bald 30 Jahren konstant für die Grisham-Romane im Einsatz. Die Betonungen sitzen. Herr Brauer versteht es jeder Figur eine eigene Note zu geben und Dialoge zu spielen, ohne es zu übertreiben. Die Umsetzung ist daher lebendig, das Schauspiel wird nie übertrieben.
Die Regie lässt Kapitel als Nummer vorlesen. Statt „Kapitel 1“ wird einfach nur EINS gesagt, was ein wenig befremdlich wirkt. Die Tonqualität ist stets gut. Das Set wird im bekannten Design geliefert. Die mp3-CDs werden in Pappschlitzen aufbewahrt und können leicht entnommen werden. Alle Details befinden sich auf der Verpackung selbst und daher wird auf ein zusätzliches Booklet verzichtet.
Fazit: Nicht unbedingt ein packender Thriller, doch die vielen Figuren und das Treiben in dem Ort sorgen für interessante Stunden. Der Roman lässt sich jedoch recht viel Zeit, bis klar ist, wohin die Reise geht.